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Regulativ oder symptomatisch behandeln?

Wege zur Heilung
Wege zur Heilung

Regulativ oder symptomatisch behandeln?

Wege zur Heilung

Dr. med. Bruno Anderes zeigt die Unterschiede in der Behandlung zwischen dem Stärken der Selbstheilungskräfte und dem Verabreichen eines Gegenmittels auf und wie der Organismus auf die verschiedenen Herangehensweisen reagiert.

Ich habe sechs Jahre Medizin studiert, die Doktorarbeit geschrieben und mehrere Jahre als Assistenzarzt verbracht, bevor ich mich selbständig machte. In der Aus- und Weiterbildung ist es ganz normal, dass man »symptomatisch « behandelt. D.h., man gibt für gewisse Symptome, über die der Patient klagt, ein »Gegenmittel«, damit die Symptome reduziert oder wenn möglich eliminiert werden.
Bekannt sind allen die Antibiotika. Aber es gibt noch viele andere wie z. B. Antivirostatika, Antihelmintika, Antipyretika, Antiinflammatorika etc. Im Namen steckt immer das Wort »Anti«, was so viel heisst wie «dagegen». Der zweite Teil des Wortes drückt aus, wofür man es dagegen verwendet: z. B. gegen Bakterien, Viren, Parasiten, Entzündungen usw.

Gegenmittel stören die Selbstregulation

Leider hat das Ganze einen kleinen Haken. Mit den Gegenmitteln kann man zwar arbeiten, aber diese Substanzen zwingen den Körper oft etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht vorhatte. Ein Beispiel: Eine einfache Erkältung, die anfänglich nur ein bisschen Husten
und Niesen zeigt, dann aber, wenn der Körper nicht selbst genug Abwehrkräfte hat, sich zu einem richtigen Infekt mit Verstärkung der Symptome entwickelt und oft hohes Fieber die Krönung aller Symptome darstellt. Doch weshalb macht der Körper dies?
Fieber, das konnte man an einer grossen Studie an der Uni Zürich zeigen, hat als Hauptaufgabe, die Körpertemperatur so hochzubringen, dass Viren und Bakterien (zu über 90 % sind bei Infektionen Viren die Verursacher) damit »weggebrannt« werden, da diese thermolabil, also nicht hitzebeständig, sind, und so natürlich zugrunde gehen und vom Körper resorbiert oder ausgeschieden werden. Eine lokale Überhitzung ist einfach eine lokale Entzündung, und damit der Versuch des Körpers, am Ort des Eindringens eines  pathogenen Keims, sich durch eine Mehrdurchblutung mehr Helfer herbeizuholen.
Doch was passiert, wenn wir ein Antipyretikum einnehmen, also ein fiebersenkendes Mittel, das die Symptome lindert? Wir nehmen dem Körper die Möglichkeit, es selbst zu regeln. Bei einem sonst gesunden Organismus ist dies nicht weiter schlimm, da die Selbstheilungskräfte ein künstlich verschobenes Gleichgewicht rasch wieder ordnen können. Bei einer Person aber, die immer wieder Infekte hat, an kraftraubenden Grundkrankheiten leidet, kann der »Schuss« auf lange Sicht »nach hinten raus gehen«, denn der Körper bringt die Keime irgendwann nicht mehr heraus und es kommt zu den chronischen Zuständen mit allgemeiner Schwäche, Müdigkeit etc.

Mit Darmspülungen die Selbstheilung unterstützen

Natürlich muss man immer abwägen, welchen Weg man bei der Therapie einschlagen will, aber wenn möglich sollte man der Natur den Vorrang geben. Vor allem, wenn die Patienten noch sehr jung sind, also die Selbstregulationskräfte noch sehr aktiv sind, dann ist ein
«Durchfiebern» der Krankheit meist das Beste. Ich sage den Eltern jeweils, dass das Kind viel trinken und eine gewisse Grundaktivität haben muss. Andernfalls rate ich davon ab.
Um die Selbstheilung zu unterstützen, habe ich schon in einem Bericht in einer der letzten Ausgaben von »Heilen heute« von den Darmspülungen geschrieben, die einzig den Sinn haben, durch Reinigung des Enddarmes eine Entlastung der dortigen Abwehrzellen zu
erreichen, die sich dann an anderen Orten im Körper um Entzündungsgeschehen kümmern können. Die Resultate sind meist innert Stunden derart eindrücklich, dass die Anwendung eines Darmspülgerätes bei meinen Patienten schon fast zum Standard gehört. Sinn all  dieser  körpereigenen Reaktionen wie Fieber, Durchfall, Erbrechen, Schwitzen oder Erhöhung des Blutdrucks sind der Versuch, wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
Wer kennt es nicht, dass man bei einer Lebensmittelvergiftung – also dem Eindringen eines pathogenen Keims – durch das damit ausgelöste Erbrechen oder den Durchfall meist rasch wieder an Energie zurück gewinnt. Andererseits beim Ausbleiben dieser Reaktion
oft über eine längere Zeit mit allen möglichen Problemen zu kämpfen hat.

Die Phasen von sich selbstregulierend bis sich selbst verschlechternd

Prof. Dr. Dr. HH. Reckeweg hat 1955 diese natürlichen Ausscheidungs- und Reaktionswege in einer Tabelle zusammengefasst. Dort beschreibt er, wie sich eine pathologische Belastung im Körper weiterverbreitet und welche Symptome die Folge sind. Das Ganze hat er in sechs Phasen eingeteilt und in zwei Gruppen. In der ersten Gruppe beschreibt er die Sekretions-, dann die Inflammations-, und schliesslich die Depositionsphase. In der zweiten die Imprägnations-, dann die Degenerations- und schliesslich die Tumorphase. Aufgeschlüsselt ist das Ganze noch soweit, dass er herausfand, dass es mit dem Keimblatt, also der embryonal entstandenen Struktur, immer zusammenhängt.
Ein einfaches Beispiel: Ein Kind spielt im Heu. Durch den Staub und den darin versteckten Erregern kommt es anfänglich zum Niesen und Laufen der Nase (Sekretion). Reicht dies nicht, all den Staub und/oder die Erreger damit auszuscheiden, wird die Temperatur lokal in Form einer »Entzündung« (Inflammation) erhöht und durch die Mehrdurchblutung kommt es auch zu einer Mehrausscheidung, bis alles wieder draussen ist. Ist der Körper aber damit überfordert, deponiert er kurzerhand einfach die »Eindringlinge im Bindegewebe zwischen den Zellen« (Deposition). Diese drei Phasen sind immer wieder reaktivierbar, und damit kann auch ein deponierter Erreger, bei zunehmender Kraft des Körpers, wieder in die Inflammations- oder die Sekretionsphase gebracht und ausgeschieden werden. Dr. Reckeweg nennt das die Regression.
Bei zu starken Eindringlingen oder zu schwachem Körper kommt es zur Imprägnationsphase, also dem Einlagern in die Zellen, damit der Körper kurz Ruhe im Bindegewebe bekommt, denn dort spielt sich der aktive und hektische Teil ab. Bleiben eingedrungene Objekte
in der Zelle, ohne dass sie wieder ausgeschieden werden können und damit in die ersten drei Phasen zurückfinden, kommt es unweigerlich zur Degeneration der Zelle – uns bekannt als Degenerationserkrankungen(!) Damit der Körper nicht hier und dort degenerierte  Zellen hat, sammelt er diese in Klumpen, sogenannten Tumoren. Dies ist dann das Ende der Phasen.
Von der Degenerations- bis zur Tumorphase bezeichnet Dr. Reckeweg den Prozess als progressiv, also sich selbst verschlechternd. Damit beschreibt er auch einen Schnitt zwischen den noch selbstregulierenden Phasen 1–3 und den sich selbst verschlechternden Phasen 4–6 als den sogenannten Biologischen Schnitt.
Aus diesen klinischen Erfahrungen und Untersuchungen konnte er Heilmittel herleiten, die man heute als Komplexhomöopathika oder Homotoxikologika kennt. Diese Mittel versuchen die Phasen wieder soweit anzuregen, dass Gifte, Eindringlinge etc. selbstregulierend
ausgeschieden werden können und damit die eigene Abwehr wieder voll funktionieren kann. Das wäre also der Inbegriff von reaktiver Medizin. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, welchen Weg er beschreiten will, wenn er krank wird, aber es ist immer ein Abwägen, ob bei einer Antitherapie noch genug Selbstheilungskräfte vorliegen, damit es nicht zu chronischen, degenerativen (Zivilisations-)Erkrankungen führt.

Kontakt:
Dr. med. Bruno Anderes
Gesundheitszentrum Abtwil
9030 Abtwil SG
Telefon 071 223 30 11
www.gzabtwil.ch

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