Vor Jahrmillionen entwickelte sich aus dem Urmeer das Leben – ein Wunder, das sich noch heute im Kleinen genauso staunenswert Tag für Tag wieder ereignet, wenn das Leben des Menschen im Fruchtwasser beginnt. Im menschlichen Körper regelt Wasser alle Körperfunktionen vom Stoffwechsel über die Verdauung, Herz-Kreislauf-Funktion bis hin zum Körperbau. Konkret bedeutet das: Wasser transportiert Nährstoffe wie auch Abbauprodukte des Stoffwechsels, hält den osmotischen Zelldruck aufrecht und reguliert die Körpertemperatur. Das Vorhandensein von mehr oder weniger Wasser in unserem Körper beeinflusst aber auch unser Denken und Fühlen.
Unser Körper ist Träger aller organischen Funktionen, durch ihn leben wir. Die Befähigung zu einem bewussten Austausch mit der Umwelt, Freude oder Leid zu empfinden, schenkt uns die Seele; um diese Empfindungen zu verarbeiten, eigene Vorstellungen zu entwickeln und durch eigene Erkenntnisse sein Leben zu gestalten, müssen wir auf unseren Geist zurückgreifen. Zusammen bilden Körper, Seele und Geist die menschlichen Wesensglieder.
Bildlich gesehen entspricht der Körper einer Computer- Hardware, die Seele wäre die Software und der Geist der zündende Gedanke für den Impetus des Programmierens. Gesundheit als Ausdruck des ganzheitlichen Wohlergehens kann deshalb nur eintreten, wenn Körper, Seele und Geist in ihrer Dreigliedrigkeit harmonieren. Wasser als Lebensgrundlage ist eine sanfte Möglichkeit, jedes dieser Wesensglieder individuell anzusprechen und gleichzeitig die Verbindung innerhalb des Gesamtorganismus zu harmonisieren.
Bäder und Güsse der von Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) entwickelten Hydrotherapie stärken die körperlichen Abwehrkräfte und fördern die Selbstheilungskräfte des Körpers. Durch die verbesserte Durchblutung der behandelten Körperregionen kann die körpereigene Immunabwehr gezielt in diese Regionen geleitet werden und verbessert die Abwehr von Krankheiten.
Besonders reizstark sind wassertherapeutische Anwendungen mit Wickeln, deren Haupteinsatzbereich vor allem in der akuten Erkrankung liegt.
Kalte Wickel entziehen dem Körper Wärme, lindern damit Entzündungen und haben eine schmerzlindernde Wirkung. Die bekannteste Form des kalten Wickels sind die Wadenwickel bei Fieber, daneben sind kalte Wickel hilfreich bei stumpfen Verletzungen des Bewegungsapparats wie Verstauchung, Zerrung, Quetschung, Prellung und Blutergüssen.
Warme Wickel führen dem Körper Wärme zu, sie fördern die Durchblutung und wirken krampflösend. Kalt bzw. warm bedeutet dabei aber immer nur 5 bis 10°C ober- oder unterhalb der Körpertemperatur. Eine Wirkungsverstärkung erfahren Wickel durch den Zusatz geeigneter Heilpflanzen oder von Topfen. Die Pflanzen werden entweder als Aufguss zubereitet, in dem der Wickel getränkt wird, oder können als Kräuterbrei auf dem Wickel aufgetragen werden. Reine Wasserwickel haben einen zweiteiligen, Kräuterwickel einen dreischichtigen Aufbau. Für Innen- und Mittelschicht eignen sich durchlässige Leinen oder Baumwollstoffe wie etwa Mullwindeln, für das Aussentuch ein Handtuch oder ein dichter Wollschal.